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Umfrage “Potentiale von Open Government/Open Data für österreichische NGOs/NPOs/CSOs”

Im Bereich Open Government und Open Data zeigte sich im internationalen Umfeld, dass „Non Governmental Organisationen“, „Non Profit Organisationen“ oder „Civil Society Organisations“ sehr interessiert an frei verfügbaren Daten aus vielfältigen Institutionen der öffentlichen Hand sind, diese in ihre tägliche Arbeit einfließen lassen sowie an technischen und/oder inhaltlichen Arbeiten zur Aufbereitung der Daten teilhaben. Diese Organisationen dienen oft als Intermediär und „Übersetzer“ zwischen Staat und Bevölkerung.

Die Umfrage von Open3 hatte das Ziel zu evaluieren, ob die Erkenntnisse aus dem internationalen Bereich auch (schon) in Österreich anwendbar sind. In der Zeit von 10.1.2011 bis 21.1.2011 wurden 51 österreichische NGOs/NPOs/CSOs kontaktiert und telefonisch eingeladen, bei dieser Umfrage mittels eines elektronischen Fragebogens teilzunehmen. Technisch wurde sichergestellt, dass pro Organisation nur ein Fragebogen ausgefüllt werden konnte. Es wurde das Topmanagement der Organisationen kontaktiert, entweder direkt, oder, vor allem in größeren Organisationen, deren Sekretariate oder Assistenzen. Dadurch sollte gewährleistet werden, dass das Top-Management, welches fast immer für die Strategieentwicklung der Organisation zuständig ist, auch erreicht wird.

Die Umfrage wurde so durchgeführt, dass keinerlei Daten über die Organisationen (Tätigkeitsbereich, Reichweite, Größe, Umsätze) erhoben wurden, nur die Antworten auf die fachlichen Fragen zu Open Government und Open Data wurden gespeichert, eine Rückführbarkeit des einzelnen Fragebogens auf die jeweilige Institution war nicht intendiert und wurde auch nicht gemacht.

Gesamtanzahl der avisierten Organisationen:                    51

Gesamtanzahl der eingegangenen Fragebögen:                 22 (43,14%)

Der Fragebogen bestand aus sieben Fragen. Bei den Fragen 1, 3, 4 und 5 konnte jeweils nur eine Antwortmöglichkeit gewählt werden, bei den Fragen 2 und 6 waren Mehrfachantworten möglich. Frage 7 war eine offene Frage, bei der zusätzliche Information mitgeteilt werden konnte, die bei den vorhergehenden Fragen inhaltlich nicht abgedeckt wurden.

 

 

Zusammenfassung

 

Open Government/Open Data scheint (noch) kein wichtiger Betätigungsbereich bei den österreichischen NGOs/NPOs/CSOs zu sein, aber die Vorteile die sich aus dem Thema ergeben, werden von den meisten Organisationen bereits gesehen. Diese wollen derzeit eher an IT-Entwicklungen im Bereich Open Government/Open Data im Rahmen von Kooperationen partizipieren als eigene IT-Anwendungen zu entwickeln. Eine Konzentration auf österreichische Datenbestände ist sichtbar, Daten aus der EU scheinen eher als Draufgabe gesehen zu werden, vielleicht zu Vergleichszwecken (?). Die Forderung an die öffentliche Hand, alle nicht-personalisierten Daten freizulegen, scheint nicht auf die befragten Organisationen anwendbar; hier ist die Mehrheit zwar schon für Offenheit, aber für „kontrollierte“ Abgabe oder Bereitstellung von Daten. Die aktive Beschäftigung mit Open Government wird großteils als Herausforderung gesehen, hauptsächlich beim Zeit- und Geldaufwand, aber auch im IT-Bereich.

Frage 1

Ist Ihnen das Thema Open Government/Open Data bereits ein Begriff?
Anzahl Prozent
Ja, sehr gut (wir integrieren dieses Thema in unsere Strategien und Arbeit) 1 4.55%
Ja, gut (wir haben uns schon damit beschäftigt) 2 9.09%
Ja, etwas (wir haben davon gehört) 9 40.91%
Nein, für uns war das noch kein Thema 10 45.45%
keine Antwort 0 0.00%

Interpretation

Das Thema Open Government/Open Data ist noch relativ unbekannt.

Fast die Hälfte gibt an, noch nichts von dem Thema gehört zu haben. Das korreliert auch, in gewissem Maße, mit der Anzahl der nicht an der Umfrage teilgenommenen Organisationen (57%) – wenn das Thema nicht bekannt ist, dann scheint auch der Anreiz zur Teilnahme gering. Jedoch haben 40% der befragten Personen das Thema zumindest schon gehört und schon 13% unterschiedlich tief in ihre Arbeit integriert. Da Open Government/Open Data, vor allem in Mitteleuropa, ein sehr neues Thema ist, kann geschlossen werden, dass es noch nicht ganz angekommen ist, vielleicht aber gerade im Anstarten ist. Natürlich kann es auch den Durchbruch nicht geschafft haben und auf niedrigem Akzeptanzniveau verweilen. Dagegen sprechen aber die Ergebnisse bei Frage 2.

 

 

 

Frage 2

Können Sie sich vorstellen, dass Open Government/Open Data für Ihre Organisation strategische oder wirtschaftliche Vorteile bieten kann?
Mehrfachantworten möglich Anzahl Prozent
Ja, strategische Vorteile (besserer Service, bessere Entscheidungsgrundlagen) 15 68.18%
Ja, wirtschaftliche Vorteile (höhere Reichweite, Mittel zum Fundraising) 11 50.00%
Nein, wir glauben nicht, dass es Vorteile bringen kann 4 18.18%

Interpretation

Es werden eindeutig Vorteile durch Open Government und Open Data gesehen.

Nur ein knappes Fünftel sieht derzeit keine Vorteile darin. Vorteile werden vor allem in den Bereichen des besseren Services und der besseren Entscheidungsgrundlagen gesehen, etwas weniger in den wirtschaftlichen Faktoren. Durch die Möglichkeit der Mehrfachauswahl sahen jedoch einige Befragte in beiden Bereichen Vorteile gegeben.

Frage 3

Sind Sie an Entwicklungen von IT-Anwendungen basierend auf Open Government/Open Data interessiert?
Anzahl Prozent
Wir würden eigene IT-Anwendungen mit öffentlichen Verwaltungsdaten entwickeln (lassen) 1 4.55%
Wir würden IT-Anwendungen in Kooperationen mit anderen Organisationen entwickeln (lassen) 8 36.36%
Wir würden vor allem IT-Anwendungen anderer Organisationen nutzen und promoten 8 36.36%
Nein, wir glauben nicht, dass wir IT-Anwendungen verwenden oder erstellen würden 4 18.18%
keine Antwort 1 4.55%

Interpretation

Kooperation wird groß geschrieben.

Nur ein knappes Fünftel scheint nicht an technischen Entwicklungen interessiert. Die meisten Befragten (fast drei Viertel) vertreten einen kooperativen Ansatz, mit anderen gemeinsam und dabei mit unterschiedlicher Intensitätstiefe. Daraus kann geschlossen werden, dass Open Government und Open Data ein Treiber für Kooperationen in diesem Sektor oder mit Organisationen aus anderen Sektoren sein kann, was dem Wesen des Themas durchaus entspricht.

Frage 4

Wären Sie hauptsächlich an nationalen Datenbeständen der österreichischen Verwaltung/Politik interessiert, oder sind auch europäische Datenbestände für Sie vorteilhaft?
Anzahl Prozent
Hauptsächlich nationale Datenbestände 6 27.27%
Sowohl nationale wie auch europäische Datenbestände 14 63.64%
Eigentlich nur Datenbestände mit europäischem Fokus 0 0.00%
keine Antwort 2 9.09%

Interpretation

Das Thema ist Österreich, EU ist Draufgabe.

Keine Organisation ist an Datenbeständen interessiert, die nur die EU betreffen. Die meisten (fast zwei Drittel) sind an Gesamtbeständen (Österreich + EU) interessiert, ein Drittel nur an österreichischen Daten. Das Ergebnis legt den Schluss nahe, dass Daten aus der EU eher zu Vergleichszwecken herangezogen werden, aber der Fokus eindeutig auf nationale Datenbestände liegt.

Frage 5

Können Sie sich vorstellen, Daten der eigenen Organisation im Sinne des Open Data einer interessierten Öffentlichkeit („Community“) zur Verfügung zu stellen?
Anzahl Prozent
Ja, wir würden viele unserer Daten im Sinne des Open Data zur Verfügung stellen 3 13.64%
Ja, aber nur bestimmte Daten und/oder die Daten nur kommentiert und/oder in eigenen IT-Anwendungen 14 63.64%
Nein, wir würden keine Daten zur Verfügung stellen 3 13.64%
keine Antwort 2 9.09%

Interpretation

Gewisse Offenheit auch bei den NGOs/NPOs/CSOs.

Die Mehrheit der befragten Personen würde ebenfalls Daten aus der eigenen Organisation im Sinne des Open Data offen legen, jedoch inhaltlich eingeschränkt, interpretiert oder nur verarbeitet in eigenen Anwendungen. Gleich viele Organisationen würden entweder alles komplett publizieren oder gar keine Daten freigeben. Die dem Open Data zugrunde liegende Forderung, alle verfügbaren nicht-personalisierten Daten, komplett offen zu legen, lässt sich also bei privaten, gemeinnützigen Organisationen, zumindest aus diesen Ergebnissen nicht komplett anwenden.

Frage 6

Sehen sie technische oder organisatorische Herausforderungen in Ihrer Organisation, die zur Verfügung gestellten Daten verarbeiten zu können?
Mehrfachantworten möglich Anzahl Prozent
Ja, im Bereich der IT-Kompetenzen und IT-Ressourcen 10 45.45%
Ja, im Bereich der Zeitressourcen oder finanziellen Ressourcen 14 63.64%
Nein, die Ressourcen sind ausreichend vorhanden für diese Tätigkeiten 6 27.27%

Interpretation

Open Government stellt Herausforderung dar.

Fast zwei Drittel der Befragten sehen durch Open Government und Open Data Herausforderungen im Zeitmanagement und bei den finanziellen Möglichkeiten. Das ist relativ klar, die Bearbeitung und Nutzbarmachung von Daten oder die Teilnahme an Partizipation und Kollaboration kostet eben Zeit und Geld. Zudem werden IT-spezifische Herausforderungen gesehen, augenscheinlich oftmals beide Phänomene gleichzeitig. Interessanter Weise besitzen jedoch schon einige Organisationen ausreichend Ressourcen für die Arbeit an diesem Thema. Die Frage ist natürlich immer, wie intensiv die Beschäftigung angedacht ist.

Frage 7

In einem siebenten Bereich wurde die Möglichkeit geboten, freie Information über Open Government und Open Data einzufügen. Davon wurde nur sehr selten Gebrauch gemacht.

Zwei befragte Personen füllten diesen Bereich aus.

Einmal wurde „Medienanalysen“ kommuniziert, ein Thema, welches gemeinhin nicht unter Open Government/Open Data gesehen wird, es sei denn Daten über Medien, die im Eigentum der öffentlichen Hand gesehen werden. Wir nehmen aber an, dass diese Einschränkung nicht damit gemeint war.

Ein weiterer Eintrag war folgender: „Seriöse Steuerdebatte benötigt transparente Vermögensdaten“. Hier ist schwer zu urteilen, ob es Open Data, gemäß den Open Data Principles betrifft. Sicher ist, dass allgemeine statistische und nicht-personalisierte Daten darunter fallen, personalisierte Daten sind gemäß den Principles nicht im Open Data erlaubt, was auch verständlich ist.


Wir bedanken uns bei allen TeilnehmerInnen an der Umfrage. Wenn Sie uns Feedback geben wollen, oder auf für Anfragen zum Thema Open Government und Open Data, ersuchen wir um Kontaktnahme unter office@open3.at

Umsetzung der Umfrage:  Carl-Markus Piswanger (Inhalte), Robert Seyfriedsberger (Technik)

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